Eine Reise ins Burgund inklusive Baden und Jura, Teil 1
Jede Weinreise beginnt mit dem ersten Schluck. Und wenn unser WeinArt-Team unterwegs ist, endet sie mit einem bis unter die Haarspitzen gefüllten Speicher voller Erinnerungen. Lesen Sie mein Weinreise-Tagebuch hier:
In jedem Jahr bei WeinArt gibt es einige Tage, die auf die ich mich besonders freue. Wenn es heißt: „Wir reisen ins Burgund!“, dann ist das ein Gefühl, als würde mir Herr Mrcela abends den Schlüssel unseres Lagers, ein Weinglas und einen Korkenzieher in die Hand drücken und sagen: „Erzählen Sie uns morgen früh, wie der Romanée-Conti im Vergleich zum Chambertin geschmeckt hat.“ Apropos, kleine Werbeunterbrechung: Eine Nacht im Lager können Sie mit uns am 22.09.2023 verbringen, Details siehe hier.
Burgund! Nach Wochen stetig gewachsener Vorfreude starteten wir am 6. Juni 2023 nachmittags zu unserer ersten Zwischenstation. Im idyllisch gelegenen Hotel Ritter im badischen Durbach verbrachte unser Team den ersten Abend. Das ausgezeichnete Restaurant des Hauses namens [maki:´dan] können wir allen Genießer/innen feiner Küche und exquisiter Weine wärmstens empfehlen. Aufmerksamer, persönlicher Service, genussfreundlich kalkulierte Preise und eine Weinkarte gespickt mit Weinen und Champagnern, die zum Teil sehr schwer zu bekommen sind. Im Hotel möchten wir ausdrücklich das überaus reichhaltige, ausschließlich mit frischer Ware bestückte Frühstücks Büfett loben. Umgeben von den Weinbergen der Ortenau genossen wir die Ruhe und vorsommerlich warmes Klima.
Ausgeschlafen und gestärkt ging es am nächsten Morgen weiter zum Weingut Bernhard Huber im badischen Malterdingen, wo uns Julian Huber und seine Önologin Yquem Viehhauser herzlich willkommen hießen. Seit nunmehr länger als zwei Dekaden verfolgen wir die Huber-Weine, bestimmt seit zehn Jahren arbeiten wir direkt mit dem Weingut zusammen. Es ist erstaunlich, wie Julian und Yquem die Qualität Jahr für Jahr verfeinern und durch die Umstellung auf biodynamischen Weinbau die Unterschiede der einzelnen Weinlagen noch präziser herauskitzeln. Nach den vorbildlich gemeisterten Jahrgängen 2019 und 2020 waren wir gespannt auf den kühlen Jahrgang 2021 im Hause Huber. Bei durch Frost und Hagel teilweise drastisch reduzierten Erträgen fanden wir im Glas ultrafeine, aromatisch dichte, kühle Pinot Noir-Weine. Die potentiell herausragenden Chardonnays profitierten von der kühleren Witterung und sind herrlich von ihrer Mineralität geprägt. Kleiner Geheimtipp für alle, die mir bis hierhin gefolgt sind: Der weiße Malterdinger ist ab Jahrgang 2021 ein reiner Chardonnay. Durch den Wegfall des Weißburgunder Anteils gewinnt der ohnehin bereits sehr gute Malterdinger deutlich an Profil. Um da mitzuhalten, muss sich so mancher Villages-Wein aus dem Burgund schon ordentlich strecken.
Über die Mittagszeit ein kurzer Abstecher zu Jonas Hunn, der mit seinem Bruder Patrick im Breisgau am Rande des Kaiserstuhls einige Parzellen des Weinguts ihrer Eltern separat ausbaut und unter dem Namen Patronas vermarktet. Die beiden sind hochtalentiert und so haben uns wir den 2021er PATRONAS Weisser Burgunder Hahlen exklusiv gesichert. Ein animierend-frischer Burgunder mit Zug, dem die 2021er Kühle die richtige Dosis Biss verpasst hat. Die derzeit noch im Fass befindlichen 2022er Weine sind viel versprechend. Wir bleiben dran und das raten wir Ihnen ebenfalls.
Am Mittwochnachmittag unser erstes Ziel in Frankreich: Domaine du Pélican im Jura. Im beschaulichen Montigny-les-Arsures begrüßte uns Betriebsleiter und Önologe Francois Duvivier. Er ist verantwortlich für inzwischen 15 ha bester Lagen rund um Arbois. Domaine du Pélican steht für würzige, tiefgründig-charaktervolle Weine aus den Rebsorten Pinot Noir, Chardonnay sowie den autochthonen Spezialitäten Savagnin (weiß) sowie Trousseau und Poulsard (rot). Seit dem ersten Jahrgang 2012 importieren wir die Jura-Weine, hinter denen als Besitzer kein geringerer als Guillaume d’Angerville von der berühmten Domaine Marquis d’Angerville in Volnay, Burgund steht.
Francois Duvivier und Guillaume d’Angerville sind überzeugte Anhänger der Biodynamik. Das behutsame Wirken im Einklang mit und aus Respekt für Mutter Natur ist in jedem ihrer Weine am Gaumen spürbar. Natürlich macht der Klimawandel sich auch im einstmals deutlich kühleren Jura bemerkbar, aber die Pélican Weine waren bisher weder von Überreife, Trockenheit noch Hitze gezeichnet und das macht sie so bemerkenswert. Die verkosteten Fassproben des Jahrgangs 2022 zeigten eine straffe, mineralische Ader, insbesondere die Lagenweine Savagnin Grand Curoulet und Chardonnay En Barbi glänzten mit präziser Frucht und druckvoller Vielschichtigkeit. Wir rechnen mit einem großartigen Jahrgang 2022. In einem separaten Keller, der traditionell temperaturmäßig den Jahreszeiten ausgesetzt ist, durften wir zwei noch heranreifende Vin Jaune Weine probieren, die frühestens im siebten Jahr nach der Lese vermarktet werden dürfen. Wir sind sehr gespannt, ob diese oxidativ ausgebaute Spezialität des Jura eine Renaissance erfahren wird. Uns haben diese hochkomplexen Unikate vollends überzeugt.
Am Abend checkten wir im Hotel Le Clos in Montagny-lès-Beaune ein. Es liegt nur wenige Kilometer außerhalb von Beaune und ist nicht nur preislich eine echte Alternative zu den Hotels im Herzen von Beaune. Unseren ersten Abend im Burgund verbrachten wir im zentral gelegenen Le Bistrot de l’Hôtel in Beaune. Dort hatten wir uns mit Philip Tuinder, dem Verkaufsdirektor von Château Fuissé verabredet. Es hätte unseren eng getakteten Zeitplan gesprengt, wenn wir noch bis nach Fuissé aufs Weingut hätten fahren müssen. So konnten wir vor dem Diner gemeinsam mit Philip den frisch gefüllten Jahrgang 2021 sowie 2020 probieren und später am Tisch einen grandiosen 2014er Pouilly-Fuissé aus der Monopol-Lage Le Clos. Betrachtet man die explodierenden Preise für die großen Namen der Côte d’Or aus Meursault, Puligny- und Chassagne-Montrachet, dann wird spätestens bei vergleichenden Verkostungen klar, warum wir so einen riesigen Erfolg mit den Weißweinen von Château Fuissé haben. Angefangen beim Saint-Véran bis zum Flaggschiff Pouilly-Fuisse Premier Cru Le Clos bieten diese Weine französische Chardonnay-Kultur par excellence. Die 2021er werden sie begeistern, versprochen. Nicht vergessen möchten wir, dass uns die Küche des Le Bistrot de l’Hôtel sternewürdig einen kulinarischen Höhepunkt der Reise bescherte.