Was gutes Holz mit Champagner verbindet
Kein Scherz - am 1. April 2022 wusste ich morgens nicht, ob ich Christstollen oder Ostereier auf meinen Einkaufszettel setzen sollte. Nicht nur im Rheingau, sondern in weiten Teilen des Landes war der Winter zurückgekehrt. Bei Schneeregen und eisigem Wind machte ich mich auf den Weg nach Frankfurt, um im 53. Stock des Main Tower Gebäudes einen Nachmittag mit Champagne Bollinger zu verbringen.
Ein Grund zur Freude – Die Einladung
Auf Einladung unseres Schwesterunternehmens Grand Cru Select kam ich in den Genuss einer sog. Champagne Bollinger Masterclass. Wenn Sie jetzt denken, de facto lief es auf „unter Anleitung Champagner schlürfen“ hinaus… gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Allerdings habe ich in diesem Fall in weniger als drei Stunden mehr über Champagne Bollinger und seine qualitative Ausnahmestellung gelernt, als ich es als Weinprofi für möglich gehalten hätte.
Aperitif in luftiger Höhe – Main Tower Restaurant
Im Halbrund des soeben mit einem Michelin Stern gekürten Restaurant Main Tower wurde zur Begrüßung Champagne Bollinger Special Cuvée aus der Magnum-Flasche serviert. Bereits nach dem ersten Schluck trat das nasskalte Schneetreiben vor dem Fenster in den Hintergrund und wich dem wohligen Gefühl, in 187 Meter Höhe von der ausgezeichneten, weinigen Bollinger Special Cuvée umgarnt zu werden.
Maître de Chai Denis Bunner
Der agile, hochtalentierte Kellermeister des Hauses Bollinger, Denis Bunner, leitete die Bollinger Masterclass persönlich. Engagiert, unterhaltsam, passioniert. Das spiegelte nicht nur die Wertigkeit der Veranstaltung wider, hier zeigte sich auch, wie wichtig es dem Haus Bollinger ist, die Arbeit von Exklusivimporteur Grand Cru Select für den deutschen Markt zu würdigen und tatkräftig zu unterstützen.
Blindprobe mit Stillwein
Vor den ca. 30 geladenen Gästen standen jeweils sieben Probiergläser. Im ersten Flight wurden drei Gläser eines 2021er Pinot Noir Stillweins eingeschenkt. Aus diesen weißgekelterten Grundweinen werden später die Cuvées zusammengestellt, die dann mittels der Méthode Champenoise durch die zweite Gärung zu Champagner veredelt werden. Unsere Aufgabe bestand darin, die Unterschiede zwischen den drei Gläsern zu herauszuschmecken. Erstaunlich, wie unterschiedlich sich derselbe Wein präsentiert, wenn er entweder in einem vierjährigen 228 l Fass, einem 25jährigen 228 l Fass oder einem 50jährigen 410 l Fass, genannt Pipe, reift. Im jüngsten Fass gibt das Eichenholz noch den Ton an, die Frucht bleibt frisch, die Säure prägnant, aber im Vergleich zu den älteren Fässern fehlt noch die Komplexität und innere Harmonie. Alleine das Zusammenspiel aller Fässer führt später dazu, dass sich der Facettenreichtum der Grundweine vollständig in der Champagner Cuvée wiederfindet.
Mikro, Makro oder was?
Im nächsten Vergleich ging es um den unterschiedlichen Einfluss von Sauerstoff auf einen Wein in einem speziellen Versuchsfass, von Edelstahl ummantelt, und einem Wein, der in einem Holzfass gleicher Größe reift. Es gilt, beim Ausbau der Grundweine im Holzfass - ein Verfahren für welches Bollinger berühmt ist - die richtige Dosis von Mikrooxidation zuzulassen.
2014 - Der neue Jahrgang La Grande Année
Höhepunkt der Verkostung war der direkte Vergleich der beiden Jahrgänge 2012 und 2014 von Bollingers La Grande Année in Weiß. Wie unterschiedlich der Jahrgangscharakter zutage trat! Der 2012er aus dem wärmeren Jahrgang glänzte mit seiner satten, reifen, cremigen Fruchtfülle, seiner „Weinigkeit“ und Dichte. Der Anteil von Pinot Noir im Jahr 2012er liegt bei 65%, klar die 35% Chardonnay dominierend. Der Kontrast zum 2014er wurde sofort deutlich, der Charakter des kühleren Jahrgangs zeigt sich in verführerischen Blüten- und Zitrusaromen, filigraner, feinster Frucht und anregend pikanter Säure. 2012 lässt sich bereits in diesem jungen Stadium als vielseitiger Essensbegleiter einsetzen, während 2014, grazil und ausdauernd, ein Langstreckenläufer ist und weitere Flaschenreife zu schätzen weiß. Ob Sie sich für 2012 oder 2014 entscheiden, ist eine Frage Ihrer Geschmackspräferenz bzw. wie oder wann Sie den La Grande Année einplanen. Sicher ist nur, dass Sie keinen der beiden verpassen sollten.
2014 La Grande Année Rosé
Zum Abschluss der hervorragend organisierten, äußerst lehr- und champagnerreichen Veranstaltung konnte der Gästekreis das Wochenende mit dem exquisiten 2014er Champagne Bollinger La Grande Année Rosé einläuten. Hier ist auf jeden Fall Geduld gefragt, denn dieser Rosé-Champagner wird frühestens in drei bis fünf Jahren zu seiner vollen Pracht erblühen. Momentan wirkt er noch verschlossen und zeigt nur ansatzweise sein großes Potenzial.
Noch Fragen?
Fazit: Ich bin sehr glücklich, diese Einladung angenommen zu haben. An dieser Stelle habe ich längst nicht alle, teilweise erstaunlichen, Erkenntnisse des Tages mit Ihnen geteilt. Falls Sie weitere Fragen haben, können Sie mich gerne über WeinArt kontaktieren.
Die genannten Champagner finden Sie selbstverständlich in unserem Webshop - solange der Vorrat reicht.
Autor:Hans-Jürgen Teßnow