Jahrgang 2017 für Riesling und Pinot Noir/Spätburgunder.
Montags freuen wir uns bei WeinArt ganz besonders, denn abends verkosten wir regelmäßig. Meist sind es Weine aus unserem Sortiment, d.h. wir verschaffen uns einen Eindruck über frisch eingetroffene Jahrgänge oder wir überprüfen den Entwicklungsstand reiferer Weine oder testen, ob ein Wein oder Winzer unser Sortiment bereichern würde. Manchmal testen wir auch ganz bewusst uns… genauer gesagt unser Urteilsvermögen. Das geschieht in Form von Blindproben. Eine/einer aus unserem Team sucht sich ein Thema aus und stellt eine Verkostung zusammen. Durch geschicktes Verkleiden/Umfüllen und Durchnummerieren von Flaschen können ALLE die Weine blind verkosten und raten, was sich in den Gläsern befindet. Mein Thema dieses Mal war der Jahrgang 2017 für Riesling und Pinot Noir/Spätburgunder.
2017 Forster Ungeheuer Riesling G.C. Q.b.A. trocken, Dr. Bürklin-Wolf, Pfalz
VDP.GROSSE LAGE, 35,42 ha, Ost-Ostwestliche Ausrichtung, sandiger Ton, Lehm, Kalksteingeröll, 120-180 m über NN. Leuchtendes Goldgelb, anfangs steinige Noten, frische Kräuter, kalkig-pikant, später angenehme Gummitöne, am Gaumen erstaunlich saftig, Schmelz, konzentriert würzig, dicht gepackt, intensive Frucht und Fülle, wirkt wärmer als man beim Jahrgang 2017 vermuten würde. Bereits trinkreif mit Potential für mindestens ein weiteres Jahrzehnt. Unbedingt mindestens eine Stunde dekantieren.
2017 Nieder-Flörsheim Frauenberg Riesling GROSSES GEWÄCHS Q.b.A. trocken, Battenfeld-Spanier, Rheinhessen
VDP.GROSSE LAGE, 15,05 ha, Südöstliche Ausrichtung, Löss, Mergel, Kalkstein, steinig-toniger Lehm, 190-200 m über NN, bis 40% Neigung. Goldgelbe Farbe, im Bouquet Bienenwachs, Wiesenkräuter, Blüten, vielschichtig und sehr präzise. Wirkt fülliger, die feine Säure wirkt animierend und stützt gut, viel Charakter, hat Klasse und Intensität. Neben steinigen Noten zeigt sich später Ananas in der Frucht, sehr gute Länge. Am Beginn der Trinkreife, sehr gutes Potential für eine weitere Dekade. Momentan lieber länger dekantieren, damit sich dieser großartige Wein entfalten kann.
2017 Siefersheim Heerkretz Riesling GROSSES GEWÄCHS Q.b.A. trocken, Wagner-Stempel, Rheinhessen
VDP.GROSSE LAGE, 17,27 ha, Südost – südwestliche Ausrichtung, Rhyolith Boden, 180-280 m über NN, 30-60% Neigung. Helle, jugendlich gelbgrüne Farbe. Deutlich mineralisch geprägtes Bouquet, nasse Steine, Zitronen-Thymian, Minze. Am Gaumen prägnante Säure, welche den insgesamt kräuterwürzigen Eindruck hervorragend unterstreicht. Eine zusätzliche salzige Note, pikanter Nachhall. Von allen fünf Weinen hinterließ der Heerkretz den jüngsten Eindruck. Exzellenter, straffer Riesling, kompromisslos und charaktervoll. Hält sicher über eine weitere Dekade und wird in den nächsten Jahren noch zulegen.
2017 Ayl Kupp Riesling GROSSES GEWÄCHS Q.b.A. trocken, Peter Lauer, Mosel
Goldgelbe Farbe. In der Nase gelbe Früchte satt, dazu dezente Schiefertöne, enorme Fülle, die auf hohe Traubenreife hindeutet. Saftige Frucht, kraftvoll, erinnert tatsächlich eher ans Elsass als an die Finesse der Saar. Elegant und ausgewogen, momentan dominiert die Frucht und lässt dem Schiefer wenig Platz. Ich vermute, dass der Saar-Charakter erst in einigen Jahren wieder zum Vorschein kommt. Potential ist reichlich vorhanden.
2017 Marienburg Fahrlay Riesling Reserve Q.b.A. trocken, Clemens Busch, Mosel
VDP. GROSSE LAGE, 17,93 ha, Süd-südöstliche Ausrichtung, Blauschiefer, 98-198 m über NN. Gelbgrüne Farbe. Leider hatte die Flasche dieses erst im Januar 2020 gefüllten Rieslings einen anfangs kaum wahrnehmbaren Korkschmecker, der sich zunächst nur am Gaumen zeigte. Wirklich sehr schade, denn das Bouquet war ansprechend sehr floral geprägt, hinzu gesellten sich Pfeffer und frische Gemüsenoten. Die hochfeine Struktur dieses biodynamisch erzeugten Rieslings war deutlich spürbar, ein sicherlich hervorragender Wein, den ich unbedingt noch einmal verkosten möchte.
2017 Volnay Premier Cru Santenots, Domaine Matrot, Burgund
Gesundes, dichtes Rot mit Lila Rand. Feinste rote Johannisbeere im Bouquet, getrocknete Kräuter, das Eichenholz vorbildlich integriert, facettenreich anregende Frucht, wirkt enorm frisch, fein adstringierend, sehr würzig, die Frucht wirklich fein, ein klassischer, schnörkelloser Volnay mit Biss, der uns schon in etlichen Blindproben begeistert hat. Unbedingte Kauf-Empfehlung.
2017 Pinot Noir „Own-rooted“, Willamette Valley, Nicolas Jay, Oregon, USA
Verführerisches Bouquet mit Noten von Kaffeelikör, reifen dunklen Beeren, wärmer und dichter verwobene Frucht als im Burgund. Der Einsatz bester französischer Barriquefässer ist noch präsent am Gaumen, satte, vielschichtige, samtige Frucht, Fülle und Eleganz, sehr gut gelungen.
2017 Nuits Saint Georges Premier Cru Aux Murgers, Méo-Camuzet, Burgund
Im Bouquet finden sich dezente Räucherspeck-Aromen, mehr rote als dunkle Beeren. Mittlerer Körper, der Wein ist zupackend mit einer feinen, leicht rustikalen Note, die anzeigt, dass es besser wäre, noch einige Jahre zuzuwarten, bevor man ihn optimal genießen kann. Unbestritten sind seine Klasse und Vielschichtigkeit. Die für Méo typische seidige Frucht kann sich aber noch nicht ganz entfalten.
2017 Pinot Noix Ardoise Spätburgunder Q.b.A. trocken, Daniel Twardowski, Mosel
Momentan zeigen sich im Jahrgang 2017 angenehme Aromen von warmem Erdbeer-Kompott, Pflaume, Rosenblätter und weihnachtliche Gewürze. Pikante, angenehm spürbare Säure, die auf den Schieferboden hindeutet. Saftig und elegant. Die Frucht fühlt sich samtig an und sorgt dafür, dass man diesen Spätburgunder bereits mit Freude verkostet. Das Potential für weitere zehn Jahre ist vorhanden. Das letzte Drittel der Flasche probierte ich zwei Tage später: Das Bouquet wesentlich burgundischer, mehr rote Johannisbeeren, keinerlei Erdbeeren, am Gaumen präziser, straffer und die Kombination aus Schieferterroir und edelsten gebrauchten französischen Barriques verleiht dem Wein Tiefgang und Ausdruck. Es zeigt sich anhand der leicht adstringierenden Aromatik und der prägnanten Säure, dass der Wein von weiteren zwei, drei Jahren sicher profitieren wird. Exzellente Aussichten!
2017 Gevrey-Chambertin, Berthaut-Gerbet, Burgund
Der meiner Ansicht nach verschlossenste Wein unserer Probe. Ansatzweise zeigen sich rote Beeren, Unterholz und Kräuternoten. Die Säure verhindert momentan noch, dass die Frucht durchkommt. Mittlerer Körper, exzellente Struktur, aber schwer zugänglich. Auch hier probierte ich das letzte Drittel zwei Tage später: Was für eine Entwicklung! Das Bouquet nunmehr offen, ein Korb voller roter Beeren, Johannisbeeren und Süßkirsche, untermalt von feinem Eichenholz. Unwiderstehlich. Am Gaumen straff, feine, würzige Frucht mit ein wenig Süße, ideal begleitet von frischer, unaufdringlicher Säure. Hervorragende Balance und gute Länge.
2019 Assmannshausen Höllenberg Spätburgunder GROSSES GEWÄCHS Q.b.A. trocken -FASSPROBE-, Hessische Staatsweingüter, Domäne Assmannshausen, Rheingau
Zwischen den 2017er Weinen versteckte sich diese 2019er Fassprobe. Oh La La, was für ein Auftritt. Das Bouquet bereits höchst verführerisch, Blaubeeren, Brombeeren, Veilchen, ein Hauch Joghurt, facettenreich in jeder Hinsicht. So verspielt und elegant, grandioses Zusammenspiel von satter Frucht, Körper und feinster, kühlender Säure. Das wird mit Sicherheit eines der besten GROSSEN GEWÄCHSE der Domäne in den letzten zehn Jahren. Bravo!