Zweimal Burgund in zwei Monaten - Juli und August 2021
Vor wenigen Monaten hätte ich mir kaum vorstellen können, innerhalb von neun Wochen zweimal ins geliebte Burgund reisen zu können. Am 23. Juli 2021 war unser kleines WeinArt Verkaufsteam zu Gast bei der Domaine des Lambrays. Im Herzen der Côte d’Or gelegen, genauer in Morey-Saint-Denis, zählen deren Weine seit einigen Jahren wieder zum Feinsten, was das Burgund an Pinot Noir-Rotweinen zu bieten hat. Jacques Devauges, der zuvor die Weine der Domaine du Clos de Tart auf höchstem Niveau gehalten hat, empfing uns wie immer gut gelaunt im tiefen Keller seiner neuen Wirkungsstätte. Sichtlich stolz präsentierte er uns seinen ersten Jahrgang Clos des Lambrays 2019 im Vergleich zu den beiden Vorgängern 2018 und 2017. Drei Weine, drei verschiedene Weinmacher - solch eine Gelegenheit bekommt man selten. Konzentriert schnüffelnd und schlürfend lauschten wir den detaillierten Erklärungen von Monsieur Devauges.
Parzellierung im Clos des Lambrays
Wie bereits beim Grand Cru Clos de Tart setzt er beim Prunkstück der Domaine, dem Grand Cru Clos des Lambrays, auf den separaten Ausbau der durch Bodenanalyse und Lage festgelegten Parzellen innerhalb des Crus. Erst kurz vor der Abfüllung wird die endgültige Cuvée zusammengestellt. Um die bestmögliche Qualität auf die Flasche zu bringen, werden gegebenenfalls einzelne Fässer abgestuft und bereichern den Ortswein Morey-Saint-Denis oder den Morey-Saint-Denis 1.Cru.
2019 Clos des Lambrays – Finesse und Kraft
Der 2019er setzte sich in unserer Verkostung unbestritten an die Spitze, obwohl auch 2018 und 2017 herausragend gelungen sind. Aus einem sehr niedrigen Ertrag von lediglich 15 hl/ha kreierte Jacques Devauges einen Burgunder, der uns vollends begeisterte. Im Bouquet ein Korb dunkler Beeren, wilder Kräuter und Pflaume, sowie zu meiner endgültigen Verzauberung Noten von getrockneten Orangen und einem Hauch von Kakao. Von der oftmals in den Jahrgängen 2018 und 2019 mess- und spürbaren Überreife zeigen die Clos des Lambrays Weine nichts. Am Gaumen ist der 2019er klar strukturiert mit vielschichtiger Frucht. Tannine und Säure sind präsent, aber superb angepasst. Unglaublich fein finden alle Bestandteile zueinander und verkörpern Eleganz, Kraft und Geschmeidigkeit. Ein großer Burgunder, auf den wir uns sehr freuen. Ab Spätherbst 2021 bei uns am Lager. Unbedingte Kaufempfehlung.
Kurze Historie der Domaine des Lambrays
Urkundlich erstmals 1365 durch die Zisterzienser Mönche der Abbaye de Citeaux erwähnt, erhielt die Lage Clos des Lambrays bereits 1936 die kontrollierte Herkunftsbezeichnung Appellation Contrôlée, allerdings als Premier Cru Lage. Es dauerte fast fünf Dekaden, bis sich das Qualitätsstreben auf Domaine des Lambrays auszahlte. 1981 wurde der 8,66 ha umfassende Clos des Lambrays zum Grand Cru hochgestuft. Wer jemals ältere Jahrgänge wie den legendären 1937er verkosten durfte, kann diese überfällige Korrektur der Klassifizierung sofort nachvollziehen. 1996 erwarb die deutsche Familie Freund die Weinberge der Domaine, inklusive des zum Grundstück gehörenden Gartens, der zu den wundervollsten im gesamten Burgund zählt. Seit die Domaine 2014 für eine schwindelerregende Summe erneut den Besitzer wechselte, trägt der Konzern LVMH die Verantwortung für dieses Filetstück französischer Weinkultur. Soweit wir es schmecken können, wird er der Aufgabe mehr als gerecht.
Impressionen einer Ausnahmelage
Am 28. August 2021 bin ich rund um die Weinberge von Morey-Saint-Denis mit der Kamera unterwegs gewesen. Die Pinot Noir-Trauben sehen sehr gesund aus und reifen hoffentlich einer erfolgreichen Lese entgegen. Genießen Sie die Impressionen der Burgunder-Lagen oder, noch besser, machen Sie sich vor Ort ein eigenes Bild dieses vom Wein beherrschten einzigartigen Landstrichs.
Autor: Hans-Jürgen Teßnow