DIE STORY HINTER DEN CLOS
Reist man durch das Burgund, fallen sie direkt auf: Die Steinmauern, die so manchen Weingarten hier einrahmen. Mal kniehoch, mal bis zur Schulter oder sogar darüber hinaus reichend. Und auch, wenn es diese Mauern in unzähligen Weinregionen dieser Welt gibt, so prägen sie doch vor allem die Landschaft des Burgunds. Von der Côte de Nuits über die Côte de Beaune bis hin ins Mâconnais sind diese sogenannten Clos allgegenwärtig. Höchste Zeit, dass wir uns die Clos-Faszination genauer anschauen.
Der Begriff Clos bedeutet tatsächlich nichts anderes als „geschlossen“. Wobei sich Clos letztlich von dem französischen Wort clôture („Umfassung“) ableitet. Damit ist die Funktion also bereits klar definiert: eine umfriedete Weinlage. Da stellt sich zunächst die Frage, wer diese Clos überhaupt anlegte. Und warum.
WIE ALLES BEGANN
Dazu müssen wir ins Mittelalter reisen. Und zwar zu den Zisterziensern und Benediktinern. Denn diese legten im 14. Jahrhundert im Burgund (und in vielen weiteren französischen Regionen) Weingärten an. Um die besten Lagen vor gefräßigen Tieren und sonstigen Gefahren zu schützen, umfriedeten die Mönche die Rebstöcke mit steinern Mauern.
Nicht alle Steinmauern haben die Jahrhunderte überdauert. Trotzdem tragen ihre Lagen nach wie vor die Bezeichnung Clos. Für viele Weinliebhaber ist das tatsächlich so etwas wie ein Synonym für einen hochwertigen Wein. Aus gutem Grund. Denn nach wie vor handelt es sich hierbei in der Regel um hochwertige Lagen. So sind nicht eben wenige Clos auch als Grand Cru eingestuft.
DER CLOS UND DAS MIKROKLIMA
Bestes, weil größtes und damit bekanntestes Beispiel ist da etwa der Clos de Vougeot, der sich über knapp 60 Hektar nördlich von Beaune an der Côte de Nuits erstreckt. Der Weingarten, wie wir ihn heute kennen, entstand bereits zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Ihm entstammen auch heute noch hochkarätige Pinot-Noir-Weine mit einer ungeheuren Tiefe und Eleganz. Was nicht nur der Lage, sondern auch dem Mikroklima zu verdanken ist.
Und genau dieses Mikroklima ist eine weitere Besonderheit der Clos dieser Welt. Denn dank der Steinmauern ist das Klima innerhalb der Umfriedung immer ein wenig anders als außerhalb davon. So schützen die Mauern zum Beispiel besser vor Frost, lassen die Sommerhitze nicht ganz so schnell entweichen, spenden aber zugleich den Reben am Rand wohltuenden Schatten. Alles Aspekte, die für eine intensivere Reifung und damit auch ein Mehr an Aromatik sorgen.
BURGUND UND BORDEAUX
Neben dem de Vougeot gehören viele andere Burgund-Lagen zur Clos-Familie. Da wäre zum Beispiel der Clos de Tart, der Clos Saint-Denis, der Clos des Lambrays oder der Clos de la Roche, die allesamt ebenfalls an der Côte d'Or beheimatet sind. Ebenso wie Romanée-Conti und Montrachet, die zwar nicht den Zusatz Clos tragen, die aber trotzdem umfriedet sind.
Wobei sich die steinernen Mauern wahrlich nicht aufs Burgund beschränken! Das Bordeaux-Château Léoville-las-Cases aus Saint-Julien trägt den Eingang zu ihrem Clos sogar stolz auf den Etiketten des Grand Vins. Also dort, wo normalerweise eigentlich das Château selbst abgebildet ist. So weit geht man in Sauternes bei Château Clos Haut-Peyraguey zwar nicht, aber hier trägt man die Steinmauer dann eben im Namen.
CLOS IM RESTLICHEN FRANKREICH
Dank des Champagnerhauses Krug ist der Clos du Mesnil sehr bekannt. Auf gerade einmal 1,85 Hektar gedeihen innerhalb des Clos in Le Mesnil-sur-Oger Chardonnay-Reben, die ihre Trauben für einen der legendärsten Blanc de Blancs der Welt geben. Fast noch mehr Steinmauern als das Burgund hat übrigens das Elsass zu bieten. Clos Sainte-Hune, Clos Sainte-Odile, Clos de la Folie Marco, Clos Gänsbrönnel, Clos Rebgarten, Clos du Val d'Éléon – die Liste ließe sich noch ein ganzes Stückchen fortführen.
Etwas weniger umfriedet sieht es dafür an der Loire aus. Doch auch hier findet man mit Clos du Papillon in Savennières oder Le Grand Clos in Bourgueil sehr bekannte Lagen mit einer Steinmauer drum herum. Und weiter südlich ist es dann vor allem der Clos des Papes in der Rhône-Appellation Châteauneuf-du-Pape, der weit über regionale Grenzen hinaus bekannt ist.
STEINMAUERN IN DEUTSCHLAND
Vor allem in Frankreich könnte unsere Aufzählung jetzt noch ellenlang weitergehen. Was aber nicht über die Tatsache hinwegtäuscht, dass auch in Deutschland Steinmauern so manche hervorragende Lage einrahmen. Wenn Napoleon geblieben wäre, würden zum Beispiel auch der Hattenheimer Pfaffenberg und natürlich der Steinberg bei Kloster Eberbach im Rheingau die Bezeichnung Clos tragen.
Auch in Rheinhessen findet man mit der Schlossmühle in Heidesheim und dem Niersteiner Glöck waschechte Clos. Auch wenn die ummauerten Lagen hierzulande nicht so heißen. Was aber nichts an der Qualität der Weine ändert.