Am vergangenen Samstag besuchte ich mit Freunden eines meiner Lieblingslokale in Mainz: Ladendorfs Weinhaus. Zusammen mit seiner Frau Silvia und seinem Sohn David betreibt Roland Ladendorf ein Weinlokal mit phänomenaler Auswahl. Begleitend bereitet Silvia leckere Gerichte aus der Region zu: Klassiker wie Wurstsalat, Handkäs‘ mit Musik oder Spundekäs‘ dürfen dabei nicht fehlen.
Durch seinen engen Kontakt zu den Spitzenweingütern der deutschen Weinwelt sammelt Roland schon seit Jahrzehnten leidenschaftlich die feinsten deutschen Rieslinge, Spätburgunder und was ihm sonst gut gefällt. Er legt die Weine in seinen Keller und packt sie erst wieder aus, wenn sie für ihn trinkreif sind. Nach einer geschriebenen Weinkarte sucht man daher vergeblich. Im hinteren Teil des Restaurants stehen zwei Kühlschränke, einer für Rotweine, einer für weiße. An diese wird man von Roland geführt, wenn man nach einem besonderen Tropfen fragt.
So kann man das Glück haben, eine Bienenberg-Vertikale von Huber aus Malterdingen zu verkosten oder großartige Rieslinge wie den 2008er Ürziger Würzgarten Riesling Kabinett von Jos. Christoffel jr., den im letzten Spätsommer genießen durfte. Am schönsten ist es aber, man tritt die Wahl des Weines einfach an Roland ab und lässt sich überraschen, welchen Schatz er kürzlich entdeckt hat.
"Tour de Force" - 2015 Berncasteler Doctor Kabinett
An diesem Samstagabend hätten wir kaum besser starten können: Blind ins Glas kam der 2015 Berncasteler Doctor Riesling Kabinett von der Mosel vom Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch. Ein jugendlicher Riesling Kabinett, balanciert, fruchtig, saftig mit feiner Süße und zarten rauchigen Noten. Dabei ist er schon sechs Jahre alt. Die Verkoster von Mosel Fine Wines beschreiben diesen Wein als „tour de force“. Eine strahlende Flasche.
Es folgten ein 2016er Mineral von Emmrich Schönleber und ein 2018er Orleans von Theresa Breuer aus dem Rüdesheimer Schlossberg. Orleans ist eine historische Rebsorte, von der Theresa noch eine kleine Parzelle sehr alter Reben im weltberühmten Rüdesheimer Schlossberg besitzt und diese vinifiziert. Der Wein zeigt sich gelbfruchtig, elegant und mit feiner phenolischen Struktur.
Dann kam Roland, eine weitere Karaffe schwenkend, an unseren Tisch und schenkte ein – leuchtendes Goldgelb, in der Nase feine Reduktion, am Gaumen salzig und druckvoll. Die Antwort schien naheliegend – das muss Burgund sein! Das Einzige, das uns davon abbrachte, war die weiche Struktur der Säure, die man bei Chardonnay so nicht oft findet. Am Ende stellte sich heraus, dass wir einen Silvaner im Glas hatten. Carsten Saalwächter legt Wert auf eine Balance aus Frische, geprägt von zarter Phenolik und Säure – „einfach etwas Grip“ würde er sagen. Sein Silvaner Grauer Stein aus Ingelheim ist einer der wenigen Weine dieser Rebsorte, die mich wirklich begeistern.
Perfekt gereifter Riesling
Als großes Finale öffnete Roland eine Flasche 2002 Gutswein Riesling von Klaus-Peter Keller. Wir tippten auf den Jahrgang 2016, so jung, zart und tänzelnd lief dieser Wein über die Zunge. Ein unvergessliches Erlebnis!
Danke für den wunderschönen Abend liebe Familie Ladendorf!