Château La Conseillante ist eines der bekanntesten Weingüter im Anbaugebiet Pomerol, Bordeaux. Mitte des 18. Jahrhunderts gab Catherine Conseillan, eine einflussreiche Dame, ihrem Gut den Namen La Conseillante. Seit 1871 gehört das Château nun schon in fünfter Generation der Familie Nicolas. Die Weinberge bestehen aus 18 Parzellen, insgesamt sind es lediglich 12 ha Fläche. Im Anbau stehen 80% Merlot und 20% Cabernet Franc. Die Reben stehen auf dem etwas höher gelegenen "Plateau" von Pomerol, wo sich die Weinberge aller führenden Châteaus Pomerols befinden. La Conseillante liegt im süd-östlichen Teil der Appellation und grenzt an das Gebiet Saint-Emilion, genauer gesagt an das berühmte Château Cheval Blanc. In der Regel wird der Erstwein des Guts zu 80% in neuen Holzfässern ausgebaut und nach 18 Monaten Reife abgefüllt. In der Dekade von 1980 bis 1990 war Château La Conseillante besonders erfolgreich, nach erstklassigen Weinen 1982 und 1985 wurden 1989 und 1990 schon im Jungweinstadium zu hochbewerteten und sehr gesuchten Pomerol-Schätzen.
Am vergangenen Wochenende habe ich privat den Jahrgang 1989 verkostet. 1989 war ein reifer Jahrgang, der insbesondere für die Rebsorte Merlot perfekt ausfiel. So nimmt es kaum Wunder, dass sich ein hoher Prozentsatz der 1989er Spitzenweine in Pomerol befindet. Nirgendwo sonst in Bordeaux dominiert Merlot im Anbau so deutlich. Meine Flasche hatte eine perfekte Füllhöhe und wurde ca. anderthalb Stunden vor dem Genuss dekantiert.
Schon beim Öffnen entströmte der Flasche ein verführerischer Duft, der sich durch den Luftkontakt in der Karaffe zunehmend verfeinerte und gleichzeitig intensivierte: Einerseits reife, gekochte rote Johannisbeeren, aber auch Veilchen und dezent getrocknete Kräuter, z.B. Salbei.
Wenn ich mich recht erinnere wurde der 1989er zu 100% in neuen Fässern ausgebaut. Davon ist heute nichts mehr spürbar. Sein Duft ist sehr reintönig und einfach so hochgradig betörend, dass man die Nase ewig im Glas behalten möchte, wenn da nicht gleichzeitig die übermächtige Lust aufs Probieren wäre...
Am Gaumen spürt man zuerst seine ultrafeine Süße, sie geht nahtlos über in ein samtig-seidenes Mundgefühl, die Tannine sind reif und weich. Zu keinem Zeitpunkt wirkt der Wein schwer, auch wenn genügend Körper vorhanden ist. Die 13% Vol. passen ideal. Im Geschmack findet sich wiederum viel Frucht, hier eher dunkle Beeren, dazu Milchschokolade sowie ein Unterton von Kaffeelikör. Ein grandioser Wein. Einzig sein Nachklang hielt mich davon ab, ihn als 100% perfekt einzustufen. Hier zeigte sich noch eine prägnante Säurespur, die einerseits Frische vermittelte, mich aber geringfügig störte. Vielleicht gibt sich das in den nächsten Jahren, aber da wage ich keine Prognose. Die Kleinlichkeit des überkritischen Verkosters.
Ich servierte ihn zu einem Entrecôte, die beiden verstanden sich prächtig...
Autor: Hans-Jürgen Teßnow