Für Bordeaux-Verhältnisse kann das Château Montrose auf eine recht beständige Historie zurückblicken. Es war Théodore Dumoulin, der 1815 die ersten Rebstöcke in die kieshaltige Erde des rosa blühenden Heidehügels pflanzte, der dem späteren Weingut dessen Namen geben sollte ("mont rose", "rosafarbener Berg"). Dumoulin erkannte bereits damals das große Potenzial des Saint-Estèphe-Terroirs, mit dem er meisterlich umzugehen wusste. Seine Qualitätsbemühungen wurden 1855 durch die Bordeaux-Klassifizierung mit dem Status Deuxième Grand Cru belohnt.
Nach Dumoulins Tod im Jahr 1861 kam es dann doch zu ein paar Besitzerwechseln. Doch schnell kehrte wieder Ruhe ein, als das Château Montrose 1896 von der Familie Charmolüe gekauft wurde, die bis 2006 den Stil des Weinguts maßgeblich prägte. Der Grand Vin von Château Montrose war derart intensiv, dicht, komplex und langlebig, dass das Gewächs auch heute noch gerne einmal als "Latour von Saint-Estèphe" bezeichnet wird. Was nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken ist, dass das Rückgrat beider Grand Vins auf Cabernet Sauvignon aufbaut. Diese Rebsorte nimmt über die Hälfte der 95 Hektar großen Rebfläche ein – gefolgt von Merlot, Cabernet Franc und einem kleinen Anteil Petit Verdot.
CHÂTEAU MONTROSE: TERROIR IST ALLES
Der Rebsortenspiegel ist für Médoc durchaus üblich. Trotzdem gibt es eine echte Besonderheit. Denn die 95 Hektar sind eine zusammenhängende Rebfläche! In Bordeaux sind einzelne Parzellen in der Regel über die Appellation verteilt, damit durch wetterbedingte Ausfälle (Frost oder Hagel, heutzutage auch Brände) dennoch Wein bereitet werden kann. Mit einer zusammenhängenden Rebfläche kann man zwar bestmöglich das Terroir in den Weinen zum Ausdruck bringen, geht aber zugleich auch ein erhebliches Risiko ein.
1983 führte man auf Château Montrose den Zweitwein La Dame de Montrose ein. Er ist eine Hommage an Yvonne Charmolüe, die das Weingut von 1944 bis 1960 im Zuge der Kriegs- und Nachkriegswehen komplett allein verantwortete. Wie auch der Grand Vin besticht der La Dame de Montrose mit viel Dichte, Komplexität und Würze, ist aber schneller zugänglich. Wobei sich die Stilistik beider Gewächse seit 2006 tatsächlich leicht verändert hat. In diesem Jahr kauften nämlich die beiden Brüder und Geschäftsmänner Martin und Olivier Bouygues das Château Montrose.
STILISTSCHE ÄNDERUNGEN, FEINERE GEWÄCHSE
Beide Bouygues-Brüder sorgten für viel frischen Wind auf dem Traditionsweingut. Ihr Ziel: Mehr Nachhaltigkeit – und mehr Feinheit in den Gewächsen. Für ersteres Anliegen ließen sie den Keller sanieren und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem installieren, um verbrauchtes Wasser gewinnbringend zu recyceln. Mehr Feinheit in die Weine brachte dann Hervé Berland (ehemals bei Mouton-Rothschild tätig) als Verwalter-Nachfolger von Jean-Bernard Delmas in die Weine.
Unter seiner Ägide wurden die Tannine feiner und polierter, der Grand Vin sowie auch der Zweitwein gewannen an Finesse und Eleganz. Was übrigens nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass im Jahr 2008 auch ein Drittwein eingeführt wurde, der bis 2016 Saint-Estèphe de Montrose hieß, inzwischen aber unter dem Namen Tertio de Montrose bekannt ist. Für diesen Drittwein verwendet man bei Château Montrose ausschließlich Trauben aus den Junganlagen, sodass das Lesegut der durchschnittlich 45 Jahre alten Reben den anderen beiden Gewächsen vorbehalten ist. Der Tertio de Montrose zeigt die moderne Bordeaux-Seite: frischer, fruchtiger und jünger zu genießen. Ein genialer Kontrast zu dem üppigen und komplexen Grand Vin, der für eine kleine Ewigkeit bestimmt ist.
| Land: | Frankreich |
| Region: | Bordeaux |