1971er Dom Pérignon Oenothèque Commande Spéciale

Es ist müßig, zu hinterfragen, wie hoch der Anteil an der Erfindung des Champagners bei Dom Pérignon (dem Mönch) liegt. Die Geschichte, in der er während einer Zufallsentdeckung mit dem Ausspruch zitiert wird: „Ich sehe Sterne“, ist zu schön, um daran zu rütteln. Was aber ohne Frage von Dom Pérignon (dem Champagner-Haus) erfunden wurde ist die Marketing-Strategie, ach was, die Marketing-Maschine rund um das Produkt Champagner bzw. Dom Pérignon. Es gibt keine Marke, die glänzender strahlt.
Natürlich wird durch die heutige Besitzstruktur die Jagd nach dem Profit ins Grenzenlose getrieben…. Ob von Christoph gewal(t)zt, ein illuminiertes Etikett oder von Jeff für ein paar Coins gestaltet – die Preise sind jedenfalls gaga, egal ob mit oder ohne Lady. Man lässt keine Gelegenheit verstreichen, um den Kurs der Muttermarke LVMH zu steigern.
Qualitativ erwähnenswert ist allerdings die Vermarktung der jahrzehntelang gehüteten Bestände. In welchen preislichen Sphären sich das bewegt, steht auf einem anderen Blatt.
Heute kennt man:
P1: die normale Cuvée, die nach 7 bis 8 Jahren auf den Markt kommt und eigentlich ohne diese Zusatzbezeichnung lanciert wird P2: liegt im Schnitt 15 Jahre auf der Hefe P3: reift bis zu 40 Jahren auf der Hefe – das P steht für Plénitude (Vollkommenheit)
Ich bin mir sicher, dass in Puncto Marketing das Liedchen noch nicht zu Ende gesungen ist und man im Hause Dom Pérignon schon wieder eine neue Idee hat - und vor allen Dingen ein neues Preisschild… Ich habe gut lästern, denn auch wir leben ja davon.
Was heute P2, P3 ist, hieß früher Oenothèque, und bei besonderen Cuvées auch mal Oenothèque Commande Spéciale.
Später wurde die Bezeichnung Oenotheque durch die oben erwähnte Plénitude ersetzt. Quasi alter Champagner in neuen Schläuchen.
Nach heutiger Zuschreibung würde unsere 2006 degorgierte 1971er Dom Pérignon Oenothèque Commande Spéciale ohne Diskussion ein P3 sein, und man käme beim Preis nicht mit vier Stellen aus – ohne Komma. Bei uns, aber das kennen Sie ja inzwischen, gibt es die Flasche zum halben Preis.
Nur eine (1) Flasche verfügbar - schnappen Sie zu!






Was machen die Mitbewerber? Diese kühne Idee fand natürlich flugs Nachahmer
1979 zog das Haus Krug nach und nannte seine spätvermarkteten Champagner „Collection“. Wieder zwei Jahrzehnte sprang Dom Pérignon auf den Zug auf, mit den Dom Pérignon Oenothèque, später ergänzt um Oenothèque Commande Spéciale, was schließlich in „P1“, „P2“ und „P3“ mündete. Ob „Réserve“ bzw. „Les Réserves „wie z.B. bei Laurent-Perrier, „Collection“ bei Roederer Cristal und, wie oben erwähnt, Krug, oder „late release“ oder/oder/oder…, kaum ein Haus konnte sich dieser genialen Idee entziehen.
Nach so viel Information nehmen Sie am besten ein Glas Bollinger und halten es mit Madame Lily Bollinger:
„Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe.“