
Harte Arbeit und süße Früchte
Wir feiern im Mai: Die größte Arbeitgeberin der Welt und alle die mit und von ihr leben. Es geht um Mutter Natur und ihre enge Beziehung zu Winzerinnen und Winzern.
Mutter Natur – die rund um die Uhr Arbeitgeberin
Sie arbeiten potenziell 365 Tage pro Jahr. Wie lang Ihr Arbeitstag ist, bestimmt einzig Ihre Arbeitgeberin. 40 Stunden Woche? Guter Witz. Urlaub: Bedingt. Gerechtigkeit: Fehlanzeige. Sie können das ganze Jahr vorbildlich dienen und dennoch in kürzester Zeit durch Frost, Hagel, Flut um alle Früchte Ihrer Arbeit gebracht werden. Sie würden sofort kündigen, nicht wahr?
Arbeitannehmer und Niemalsaufgeber
Ungezählte Winzerinnen und Winzer leben Tag für Tag mit, von und in der Natur. Zurückschneiden, gerten, binden, begrünen, auflockern, hacken, heften, jäten, entlauben, ausdünnen, grünlesen, messen, schmecken, lesen, sortieren. Und das ist erst die halbe Reise zum fertigen Wein, bevor es im Keller weitergeht. Erdverbundene, zeitintensive Handarbeit, stets getrieben von der Hoffnung, dass am Ende ein sauberer Wein für uns alle dabei herausspringt. Drei Weingüter, die bewundernswerten Menschen dahinter und jeweils einen exemplarischen Wein stellen wir heute kurz vor. Weine, bei denen Mutter Natur sich generös zeigte und wo durch außergewöhnliche Weinbaukunst herausragende Spitzenweine entstanden sind.
Thierry Matrot übernahm 1983 die alleinige Verantwortung für das Weingut der Familie. In den Jahren 2008 bzw. 2010 stiegen mit Elsa und Adèle zwei seiner drei Töchter mit ein. Inzwischen führen die Schwestern erfolgreich allein die Domäne und verfeinern Zug um Zug die Weinbereitung. Wir sind Jahr für Jahr begeistert, wie charaktervoll und elegant sich ihre Chardonnay- und Pinot Noir-Weine präsentieren. Auch in den heißen Jahrgängen 2018 und 2019 schafften es die beiden, wirklich straffe, erfrischende Weißweine und würzig-facettenreiche Rotweine zu erzeugen. Ein Bilderbuch-Exemplar von einem Volnay:
2018 Volnay Premier Cru Santenots
Wir können nicht mehr zählen, wie oft wir in Blindproben einen Volnay Santenots von Matrot in der Spitzengruppe wiederfanden. Der 2018er begeistert mit seinem Bouquet von Sauerkirsche, Cassis, Himbeere und Unterholz. Feine, unaufdringliche Holzaromen ergänzen das verführerische Gesamtbild. Am Gaumen zeigt sich die süße Pinot Noir Frucht eines reifen Jahrgangs. Würzig, präzise, vielschichtig, angenehm frische Säure und langer Nachhall. Exzellent gelungen, unbedingt sichern.
Elsa & Adèle Matrot, Domaine Matrot – Meursault
Markus Molitor, Wehlen – Vater aller Sortierkunst und Herrscher über Zeit und Raum
Wir kennen keinen Winzer, der so sorgfältig und penibel die Beeren seiner edelsüßen Spitzenweine sortiert. Markus Molitor so scheint es, ist mit jeder einzelnen Beere per Du und kennt deren Lebenslauf bis in Details, die darin nicht enthalten sind. Gewöhnlich zählt ein Markusmolitortag 48 Stunden, es können aber während der Lese auch mal 72 sein. Manchmal scheint er an drei Orten gleichzeitig zu sein. Durch akribisches Sortieren entstehen bei Molitor in einigen Jahrgängen mehr als zehn verschiedene Trockenbeerenauslesen, wo andere froh sind, wenige Liter einer einzigen TBA zu gewinnen.
2015 Saarburger Rausch Riesling Beerenauslese goldene Kapsel, 0,375 l
Diesen überragenden Süßwein hätte Markus spielend als TBA deklarieren können, aber davon hatte er erstens 2015 schon genügend ausgelesen und zweitens hat eine TBA natürlich einen deutlich höheren Preis. So bekommen Sie hier einen Ausnahmewein praktisch zum Schnupperpreis. Dem Glas entsteigt ein Duft, der weit oben die Engel aus allen Wolken fallen lässt. Getrocknete Aprikosen, Pfirsichlikör, Waldhonig, Rosinen, Quitte. Ein Korb reifer, exotischer Früchte. Am Gaumen sehr konzentriert, dennoch tänzelnd leicht. Hocharomatisch, verspielt, feinste Süße, erfrischende Säure. Lang, länger, Molitor. Unwiderstehlicher Nektar. Der Himmel kann warten.
Virginie Naudet, Domaine Moreau-Naudet, Chablis
Im Chablis gibt es neben den Kultwinzern Vincent Dauvissat und Francois Raveneau weitere Spitzenerzeuger, die häufig nur eingeweihten Kennerinnen und Kennern geläufig sind. Virginie Naudet von der Domaine Moreau-Naudet zeigt seit 1993, wie aus den kalkhaltigen Böden des Chablis mineralische-würzige Chardonnays entstehen, die zusätzlich mit einer gewinnenden Fruchtkomponente versehen sind. Glasklar strukturiert, klassisch, aber deutlich früher zugänglich als die Raritäten der berühmten Vorbilder. Hier ein Premier Cru, der uns richtig Freude bereitet:
2020 Chablis Premier Cru Montmains
Zunächst noch verhalten im Duft, Blütenblätter, Wiesenkräuter, später Weinbergspfirsich, Minze. Im Geschmack vielschichtig, feine, glasklare Frucht Aromatik, Würze, mit einem anregenden Hauch von Chartreuse. Sehr elegant mit präziser Säure und großartiger Länge. Bitte mehr davon. Eine immens große Auswahl an Weinen von Markus Molitor, Domaine Matrot und Domaine Moreau-Naudet finden Sie in unserem Webshop:
Bildrechte: @Markus Molitor @Domaine Matrot @Domaine Moreau-Naudet