Der Riesling besitzt einen Facettenreichtum wie nur wenige andere Rebsorten. Sofern die klimatischen Bedingungen die optimale Traubenreife ermöglichen, bringt Riesling auf unterschiedlichsten Böden herausragende Weine hervor.
Oft genug vergleichen wir in Proben Riesling Weine aus den deutschen Anbaugebieten untereinander, aber der wahre Riesling-Fan weiß selbstverständlich, dass die Sorte keine Landesgrenzen kennt.
Hört mal, wer da hämmert…
Als wir im Rahmen einer Montagsprobe blind erstmals einen gewissen Schoelhammer (gesprochen SCHELLHAMMER) vom traditionsreichen Weingut Hugel aus dem Elsass im Glas hatten, bestätigte sich, dass es tatsächlich noch Riesling Weine unglaublicher Güte gibt, von den denen wir noch nie zuvor gehört hatten.
Rundumschlag Schoelhammer
Die Parzelle namens Schoelhammer liegt innerhalb der berühmten Elsässer Grand Cru Lage Schoenenburg, welche zur Gemeinde Riquewihr gehört. Der Boden wird von Ton und Keuper Mergel aus der Trias Zeit geprägt, darunter maritime Sedimente. Hugel bewirtschaftet den Schoelhammer biologisch. Die Riesling Reben stehen in südlicher Ausrichtung bei ca. 25° Hangneigung auf ca. 300 m über NN. Im Durchschnitt werden lediglich 2.500 Flaschen pro Jahrgang erzeugt.
Die WeinArt Drei-Länder-Riesling-Probe
Dieser Geschichte sind wir genauer auf den Grund gegangen, haben Nägel mit Köpfen gemacht und rund um den Schoelhammer Ende August eine Vergleichsprobe zusammengezimmert.
Auf dem Tisch standen die fünf Jahrgänge 2007 bis 2011 folgender Spitzenweine:
Westhofen Morstein Riesling GROSSES GEWÄCHS Q.b.A. trocken, Wittmann, Rheinhessen
Riesling Smaragd Ried Schütt, Emmerich Knoll, Wachau, Österreich
Riesling Schoelhammer, Famille Hugel, Alsace, Frankreich
In Anwesenheit unseres Freundes Philipp Wittmann und weiteren erfahrenen Verkosterinnen und Verkostern kamen die Weine blind Jahrgang für Jahrgang auf den Tisch.
Schoelhammer im Vergleich
Im schwierigen Jahrgang 2011, in welchem heute nach zehn Jahren bereits etliche bekannte Weine bereits abbauen oder gar müde sind, kam der Schoelhammer für mich als Sieger nach Punkten ins Ziel. Familie Hugel strebt einen trockenen, mineralisch geprägten Stil an und wohlgemerkt: 2011 ist der aktuelle und somit der JÜNGSTE Schoelhammer Jahrgang, den Hugel bisher lanciert hat. Er zeigte deutlich mehr Frische, Zitrus, Ananas Aromen, pikante Würze, Eleganz aber auch in Form von Schmelz die Wärme des Jahrgangs. Im Abgang viel Kraft, ausgewogen und insgesamt sehr gelungen.
Beim ebenfalls warmen Jahrgang 2007 präsentierte sich der Schoelhammer als vollkommen trinkreifer Riesling, der von seiner satten, saftigen Frucht lebt, aber zusätzlich noch eine reizvolle Kräuternote besitzt, die ihm Spannung verleiht. Gut, aber hier musste er Wittmanns erstaunlich frischen und hocheleganten Morstein den Vortritt lassen.
Der Jahrgang 2008 wurde von vielen unterschätzt, stand er doch im Schatten der fruchtbetonten 2007er und dem strahlend reifen 2009er. Inzwischen hat 2008 bei den trockenen GROSSES GEWÄCHS Weinen 2007 überflügelt und ist trotz konträrer Stilistik mindestens gleichauf mit 2009. In meinem Erachten stärksten Flight des Abends gab es drei Sieger. Sowohl der komplexe, dichte 2008 Ried Schütt als auch der glänzende 2008er Morstein mit seiner Mischung aus feinster Kräuterwürze und zartem Waldhonig-Anklang konnten die reintönige, mineralische Klasse vom 2008er Schoelhammer nicht in den Schatten stellen. Drei grandiose Rieslinge, die restlos überzeugen und noch viele Jahre größten Genuss versprechen.
Im Ausnahme Jahrgang 2010, der sich durch enorm hohen Extrakt, hohe Mostgewichte bei gleichzeitig ebenfalls hohen Säurewerten auszeichnet, war nicht nur für mich wiederum der Schoelhammer vorn. Im Bouquet verführerisch, ein Korb voller gelber Früchte, florale Noten, am Gaumen intensive, dichte Frucht, dazu eine pikante, aber keineswegs spitze Säure. Kräuterwürzig und endlos lang. Fantastisch, wie hier die Mineralität dominiert.
Beim Jahrgang 2009 siegte für mich der Morstein von Wittmann, zugegeben ist es für mich seit Jahren einer der besten Weine des Jahrgangs. Dem Charme seiner filigranen Klasse, feinster Kräuterwürze und herrlich reifen Fruchtaromen kann man sich nicht entziehen. Da hatte es der 2009er Schoelhammer schwer, aber er hat sich achtbar geschlagen. Er wirkte wärmer, reifer, reicher, sein Schmelz und die intensive Frucht überzeugten vollends, aber gegen die tänzelnde Leichtigkeit vom Morstein kam er meines Erachtens nicht an.
Fazit der Probe:
Der Schoelhammer zählt unbestritten zu den besten trockenen Riesling Weinen nicht nur Frankreichs sondern der Welt. Die späte Vermarktung ähnlich wie bei Trimbachs Clos Ste Hune gewährleistet, dass der Wein sofort nach der Freigabe durch das Weingut trinkreif ist.
Ein Hammerwein im Shop
Manch eine/einer kann sich noch daran erinnern, dass sich Peter, Paul & Mary einen Hammer wünschten (If I had a hammer) bei Nedjelko, Hans und Isabella ist er bereits im Einsatz. Sie können den handwerklich sorgfältigst gefertigten Schoelhammer in verschiedenen Ausfertigungen über unseren Webshop beziehen. Hämmern Sie los!
Autor: Hans-Jürgen Teßnow