Es war uns eine Ehre: Die Pettenthal-Vertikale mit Kai Schätzel
Auf den Mund gefallen ist er nicht – es ist stets ein Vergnügen, mit Kai Schätzel über seine Weine zu sprechen. Und entsprechend waren wir stolz, dass uns ein so außergewöhnlicher Winzer zu einer Vertikalen seines Riesling Kabinett Pettenthal Versteigerungsweins einlud. Wir kommen hier nicht umhin, die Superlative noch einmal zu steigern. Da ist zunächst der Niersteiner Rote Hang: Jenes Terroir am Rhein mit dem eisenhaltigen Tonschiefer, was insbesondere den Rieslingen einen unverwechselbar tiefen, würzigen und erdigen Ton verleiht.
Die kühle Zone im heißen Hang
Im Roten Hang, wahrlich nicht arm an Großen Lagen, ragt das Pettenthal nochmal heraus: Steil, felsig, karg und mit der Besonderheit, dass ein kleiner Teil nach Nordosten schwenkt. „Hier haben wir eine kühle Zone in einem heißen Hang“, erzählt Kai Schätzel, „die sich anfühlt, als wäre sie 200 Kilometer weiter nördlich.“ Mit der Folge, dass diese Parzelle „richtig verpönt“ war, aber auf Kai Schätzel einen unwiderstehlichen Reiz ausübte. 2003 begann er die Bewirtschaftung und 2013 wurde ernst gemacht. Auf der Suche nach Frische und Substanz setzt der Winzer auf einen frühen Erntebeginn, ca. 100 Tage nach der Blüte, und lässt auch den Kabinett bis Mai auf der Feinhefe. Aber wie das so in einem von der Natur bestimmten Winzerleben ist: Dieser erste Jahrgang, der bereits einen fantastischen Spannungsbogen zwischen Honigtönen und Knackigkeit zeigt, landete bei 5,4% vol. – und ist damit „illegal“.
2017: der Prototyp eines Kabinettjahrgangs
„Es war ein Auf und Ab“, berichtet Kai Schätzel: Der Jahrgang 2015 sei viel näher am Großen Gewächs und der 2016er mit seinen Aromen nach Ananas, Grapefruit, Litschi, Maracuja, Drachenfrucht und Kokosnuss mal so richtig exotisch. Ein Jahr später folgt mit 2017, was Kai Schätzel als „Prototyp eines Kabinettjahrgangs“ bezeichnet: Animierende Säure, richtig vibrierend, feine Kräuter, feine animierende Süße, ein wenig Rauch und mit Minze und Limette einfach sehr erfrischend. 2018 ist trotz dunkelfarbiger Beeren mit guter physiologischer Reife noch verschlossen – ein „Rührmichnichtan“, der noch Zeit braucht. Ganz anders das Aromenmeer in 2019: Reife Aprikose, Apfelschalen, Waldhonig, Piment, Wildblüten und - typisch Roter Hang - erdige Würze, die mit einer animierenden Salznote ausklingt.
Freuen Sie sich auf 2020
Und 2020? Die Fassprobe löst bei uns große Vorfreude aus. Zum ersten Mal wurde die Hälfte mit der Hand entrappt. Dieser Jahrgang wird extrem frisch und sehr spannungsgeladen mit seinen Noten nach Limette, Zitrone, weißem Pfirsich und Brennnesselkräutern. Kai Schätzel, seit 2016 VDP-Mitglied, ist da angekommen, wo er hinwollte: „Ich will ganz kühle, ganz karge und unglaublich langlebige Erfrischungsgetränke liefern.“